02/2012 Familie
Familie, so stellt Ann Alston im auf Seite 152 rezensierten The Family in English Children's Literature heraus, ist konstitutiv für die Kinder- und Jugendliteratur, weil diese sich seit ihrem Bestehen in mehr oder weniger idealisierender Form am Topos der Familie abarbeite. Dabei hat sich die Präsentation von Familie stark gewandelt: Während Pippi Langstrumpf ihre Abenteuer ohne elterliche Überwachung meistern konnte und Ali Mitgutschs Wimmelbücher von der Abwesenheit von Erziehungsverantwortlichen gekennzeichnet waren, sind die ProtagonistInnen der aktuellen Vampirliteratur friedliebende Familienmenschen und bilden die neueren Wimmelbücher vor allem familiale Kontexte ab. Aber ist das Familienbild in der Kinder- und Jugendliteratur tatsächlich einem reaktionären Wandel unterworfen? Oder spiegeln die vielfältigen Bilder von Familie im Kinder- und Jugendbuch lediglich die Diversität aktueller gesellschaftlicher Familienentwürfe wider, die eben auch verstärkt Patchworkfamilien und Wahlverwandtschaften wie die der Cullens in Twilight einschließen?
In interjuli 12/02 untersucht Melanie Babenhauserheide die Bluts- und Familienideologie in der Harry Potter-Reihe, während Annette Kliewer einen Überblick über die Darstellung von abwesenden Eltern in der aktuellen Kinderund Jugendliteratur gibt. Andreas Wicke beleuchtet die Darstellung von Familie in Andreas Steinhöfels Rico und Oskar-Trilogie und Elizabeth Braithwaite, Rebecca Hutton und Alyson Miller entwirren die familiären Bindungen in der dystopischen KJL. Außerdem ehrt uns eine der GewinnerInnen des letztjährigen Deutschen Jugendliteraturpreises, Alexandra Maxeiner, mit einem Interview über die Vielfalt von Familien, Intoleranzen und kindliche Lästigkeiten.
In der interjuli-Familie selbst gibt es außerdem große Neuigkeiten: Wir sind stolz auf unsere neue Kooperation mit dem Institut für Populäre Kulturen der Universität Zürich (mehr dazu in der nächsten Ausgabe) und freuen uns sehr auf eine fruchtbare Zusammenarbeit in der Zukunft!
Inhalt
- Editorial
- "Erwachsene kannst du vergessen!": Abwesende Eltern und kompetente Kinder im aktellen Jugendbuch (Annette Kliewer)
- American Children's Fiction of World War II and the Dissensual Bildungsroman (Anna Kurian)
- "Zeiten ändern sich, Menschen ändern sich, Meinungen ändern sich": Familie in Andreas Steinhöfels Rico, Oskar ... -Trilogie (Andreas Wicke)
- Policing Parents: Children's Moral Vigilance in Southern Baptist Instructional Literature, 1945-1963 (Sandra Burr/Alan Scot Willis)
- Blut, Abstammung und Familie in J.K. Rowlings Harry-Potter-Reihe (Melanie Babenhauserheide)
- Family Ties? Parent-Child Relationships in a Selction of Young Adult Critical Dystopian Texts (Elizabeth Braithwaite/Rebecca Hutton/Alyson Miller)
- "He is Not a Girl" - oder doch? Queere Konzepte in Meg Rosoffs What I Was (Renata Duda-Merle)
Studio
Rezensionen
- Rezension: Wenn ich groß bin, werde ich Seehund von Nikolaus Heidelbach (Gabriela Scherer)
- Rezension: Paul, das Hauskind von Peter Härtling (Nadja Martin-Catherin)
- Rezension: Halo: Tochter der Freiheit von Zizou Corder (Marion Rana)
- Rezension: Alles Familie: Vom Kinder der neuen Freundin vom Bruder von Papas früherer Frau und anderen Verwandten. Autorinnen: Alexandra Maxeiner/Anke Kuhl (Laura Seifert)
- Rezension: Wenn du einmal groß bist von Alison McGee und Peter H. Reynolds (Marion Rana)
- Rezension: Als Opa alles auf den Kopf stellte von Marianne Musgrove (Ruth Bindczeck)
- Rezension: Emergent Literacy: Children's Books from 0 to 3 von Bettina Kümmerling Meibauer (Margit Hempel)
- Rezension: The Familiy in the English Children's Literature by Ann Alston (Marion Rana)
- Rezension: Cyberpunk: Science Fiction by Jiré Emine Gözen (Frauke Matz)
- Rezension: Masculinity in Animal Stories by Wynn William Yarbrough (Maria Dorn)